Als kreativer Mensch ist die Idee für mich das um und auf meines Wirkens. Sie ist der Pathfinder meines Geistes, gilt es Neues zu erschaffen, egal ob Bild, Artikel oder Legoburg. Ideen sind aber auch sonst in meinem Leben von essentieller Bedeutung, würde ich ohne sie wahrscheinlich doch nur kraftlos und gelangweilt auf meiner Couch verharren. Doch woher kommen Ideen denn nun genau? Sind es Einfälle aus dem Nichts? Geistesblitze von höherer Gnade? Mitnichten! Ideen sind der Zauber des einem innewohnenden Wirkens, das Werk bewusster wie unbewusster Denkprozesse.
Allen voran geht es um die schöpferische Idee, welche sich bei meinen Arbeiten gerne in Form eines kreativen Einfalles, einer Intuitiven Entdeckung oder einer Intuitiven Entscheidungsfindung zeigt. Etwas worauf ich in diesem Artikel gleich noch näher eingehen werde. Doch zuerst, was ist eine Idee überhaupt?
Ich würde mal sagen, sie ist im Großen und Ganzen ein neuartiger bis dato nicht vorhandener Gedanke. Ein Gedanke, welcher bis zu einem gewissen Grad beeinflusst und in der Entstehung begünstigt werden kann. Etwas, das ich oft und gerne mache, halte ich beispielsweise einen Pinsel in der Hand, und damit kommen wir auch schon zur Nummer eins anfänglich erwähnter Formen schöpferischer Ideen. Klitsch, klatsch, aufgeregt zaubere ich jetzt Farben kunterbunt auf eine Leinwand, überlasse unüberlegtem Tun die Führung. Bald bilden sich erste Strukturen, ich halte inne und überlege, wiege ab und denke nach. Versuche die Formen zu deuten, bis mich endlich eine Ahnung überkommt. E voila, aus dem Prozess des Schaffens heraus wurde gerade ein kreativer Einfall geboren, eine schöpferische, die Arbeit weiterführende Idee.
„E voila, aus dem Prozess des Schaffens heraus wurde gerade ein kreativer Einfall geboren, eine schöpferische die Arbeit weiterführende Idee.“
Will ich nun aber einen Artikel schreiben, bedarf es der Intuitiven Entdeckung, der Nummer zwei unserer anfänglichen Aufzählung. Also einen überraschenden, den bisherigen Kenntnisstand und die gewohnten Annahmen überschreitenden Einfall. Weiß ich des manchen, von Papier wie Feder erschöpft, ja oft nicht weiter. Um dennoch eine Idee, einen neuen Einblick zu generieren bediene ich mich dann gerne eines Vier-Phasen-Modells und zwar dem sogenannten Kreativen Prozess von Graham Wallas. Einem britischen Psychologen welcher besagtes Modell 1926 in seinem Buch „Die Kunst des Denkens“ erstmalig vorstellte. Die Zauberworte hierbei sind Präparation, Inkubation, Illumination und Evaluation, hier eine kurze Erklärung:
1.) Präparation: Zu Beginn steht die Vorbereitungsphase, das Sammeln von Information und Materialien für das anstehende Projekt. Zudem gilt es sich durch intensives Nachdenken mit dem Thema und seiner Problemstellung auseinanderzusetzten.
2.) Inkubation: In dieser Phase nimmt man den Fokus vom jeweiligen Thema und lässt seinen Geist zur Ruhe kommen, beschäftigt sich mit etwas anderem während sämtlich gesammelte Informationen unbewusst heranreifen, um nun neue Verbindungen und Tiefen zu bilden.
3.) Illumination: Diese Phase bezeichnet schließlich den plötzlichen Moment aufsteigender Einsicht, oft in Form eines Geistesblitzes, welcher, als Reaktion auf die Inkubationsphase, dann die erhoffte Idee gebiert.
4.) Evaluation: In dieser letzten Phase geht es schlussendlich um die Reflexion wie Bewertung der neuen Gedanken unter Aspekten wie Umsetzbarkeit, Sinnhaftigkeit, Neuartig- und Angemessenheit. Stimmt dies alles in einem positiven Kontext überein, kann ein Umsetzungsplan konkretisiert und zu guter Letzt weiterentwickelt bzw. sofort realisiert werden.
In meinem Fall bedeutet dies, dass ich für einen Artikel beginne zu recherchieren, mir darüber Gedanken mache, inhaltlich irgendwann nicht mehr weiter weiß, loslasse, spazieren gehe und bum plötzlich ist er da, der Aha-Moment. Meine überraschende, den bisherigen Kenntnisstand und die gewohnte Annahme überschreitende Entdeckung. Abschließend sei gesagt, dass das 4-Phasenmodell nicht ausschlaggebend für eine sogenannte intuitive Entdeckung ist, dieser aber in der einen oder anderen Form häufig vorausgeht.
Bin ich nun mit der Kamera im Wald unterwegs läuft die Sache dann wieder völlig anders, da geht’s dann nämlich um die Intuitive Entscheidungsfindung, der Nummer drei unseres anfänglichen Überblickes. Laut Definition eine frühe und spontane Bewertung von Entscheidungsalternativen ohne ausreichend Fakten oder klaren Gründen. Oft in Form eines Gefühls, eines Drängens das als richtungsweisend für’s Handeln empfunden wird. Mit anderen Worten, bin ich unterwegs in Flora und Fauna und weiß kreativ gerade nicht weiter schalte ich in den Naturleitmodus um, verschmelze emotional mit meiner lebendigen Umgebung und lasse mich eben von dieser auch leiten. Denn auf der Suche nach dem perfekten Motiv lauern eine Menge Entscheidungen. Entscheidungen, welche ich im Fluss der Verbundenheit dann aus dem Bauch heraus treffe, bis sich mir, selbst an schwierigen Tagen wie Settings, die wunderbarsten Motive offenbaren. Natürlich im völligen Vertrauen eines Gelingens, würde es ansonsten ja nicht funktionieren.
„Natürlich im völligen vertrauen eines Gelingens, würde es ansonsten ja nicht funktionieren.“
Soweit nun zu meinen drei Lieblingsformen der Schöpferischen Idee, welche in der Realität natürlich viel chaotischer zum Einsatz kommen. Da ist dann natürlich die intuitive Entscheidungsfindung während des Malens genauso normal wie ein kreativer Einfall oder eine intuitive Entdeckung beim Gebrauch von Kamera sowie Feder. Schlussendlich aber ist das Konzept der Idee, um nun zu unserem nächsten Punkt zu kommen, an und für sich natürlich weitaus größer. Im Duden und in der gebräuchlichen Philosophie z.B. spricht man bei der Idee als solches von einer Vorstellung, einem Begriff von etwas auf einer hohen Stufe der Abstraktion. Ich selbst spreche bei ihr oft von einem Wind welcher uns ständig um die Ohren weht und mal stärker, mal schwächer die Gedanken bereichert. Doch ungeachtet jeder Definition gilt es gute Einfälle überhaupt erst einmal zu haben und wie ginge das besser als mit der Mutter aller Ideen, dem Brainstorming. Von Alex Osborn in den 1930er entwickelt erfreute sich diese Methode bald großer Beliebtheit in aller Welt. Für Osborne selbst aber war das Brainstorming mehr als nur eine lustige, kleine Gruppensitzung. Für ihn war es vielmehr immer ein Prozess, in welchem man Probleme durch aktiven Einsatz richtiggehend auflöst. Ein Prozess, welcher in sechs Schritte unterteilt, wie bei Wallas“ mit der Vorbereitung beginnt und zwar indem man sämtlich benötigte Materialien zusammenträgt. Ist Stift, Post-Its und Co bereit geht es an Schritt zwei, dem Sammeln von Ideen.
„Ist Stift, Post-Its und Co bereit geht es an Schritt zwei, dem Sammeln von Ideen.“
Im dritten Schritt werden dann alle Einfälle ihren gemeinsamen Merkmalen nach in Gruppen gegliedert, in Oberthemen mit (optional) albern klingenden Namen. Die ideenbeschrifteten Post-It’s werden im vierten Schritt nun unter diesen Gruppen fein säuberlich ihrer Brauchbarkeit nach geordnet. Anschließend geht es in den Versuch Top eins bis drei zu realisieren und auf deren Umsetzbarkeit zu prüfen. Sind sie machbar, wirtschaftlich oder zielführend? Ein Prozess bei welchem man mit der Erfahrung lernt, welcher schlussendlich aber auch die Frage aufwirft, ob das Problem nun gelöst ist oder lediglich Optionen eliminiert wurden. Ist die Antwort unbefriedigend, geht es ans erneute Brainstorming. Davor aber bedarf es im fünften Schritt noch der Analyse, was hat sich aus dem Handeln ergeben, was hat funktioniert und was nicht. In diesem Wissen kann man im sechsten Schritt den Vorgang dann solange wiederholen bis die Ergebnisse zufriedenstellend sind. Ein Prozess der womöglich einige Tage in Anspruch nimmt, mit der Praxis aber immer effektiver wird. Ein wahrer Segen insofern man sich benötigte Einfälle nicht ganz einfach zufliegen lassen oder aus Platons Ideenreich herausfischen kann. Denn für wahr, dass würde ich manchmal echt gerne tun. Zum Beispiel jetzt gerade, habe ich ja wirklich keine Ahnung wie diesen Artikel nun zu Ende zu bringen. Ich glaub, ich geh mal eine Tasse Kaffee trinken um meinen Fokus kurz auf etwas anderes zu legen. „Please stay tuned …, please stay … tü tü … Spaß, ich bin natürlich noch da, hoffe aber, dieser Artikel konnte sie inspirieren und das notwendige Rüstzeug für die genialsten Einfälle vermitteln, denn dies war last but not least auch meine grundsätzliche Absicht. Ganz nach dem Motto: Gib einem Hungernden einen Fisch und er isst für einen Tag, lehrst du ihm aber das Angeln wird er nie wieder hungern. Des weiteren sind Ideen ja auch der Motor jeglicher Innovation oder um es nun abschließend mit den Worten Victor Hugos auszudrücken: Es gibt nichts mächtigeres, als eine Idee deren Zeit gekommen ist. In diesem Sinne: Glück auf und gutes Gelingen!
R.M. Federkiel